Präsenz statt Diagnose: Die wahre Rolle der Yogalehrenden
Shownotes
In dieser Folge frage ich mich, wo eigentlich die Grenze verläuft – zwischen Yoga und Therapie. Sind wir als Yogalehrende automatisch auch therapeutisch tätig? Und erwarten die Menschen da draußen vielleicht genau das von uns?
Ich spreche darüber, • warum Yoga heilsam wirken kann, ohne Therapie zu sein, • wie wir als Lehrende begleiten dürfen, ohne zu behandeln, • weshalb Präsenz manchmal wirksamer ist als Analyse, • und warum Heilung dort beginnt, wo wir aufhören, etwas verändern zu wollen.
Für mich ist Yoga kein Werkzeug, um etwas zu reparieren, sondern ein Weg, sich zu erinnern – daran, dass in uns schon alles da ist.
Wenn dich diese Frage auch beschäftigt – hör gern rein.
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Transkript anzeigen
00:00:00: Natürlich sind die Yoga-Praktiken dazu, designt und in der Lage, uns genau daran wieder zu erinnern.
00:00:10: Eine Erinnerung zu haben, dass es uns an nichts fehlt, dass es in uns, in allen anderen, eine Essenz gibt, einen kosmischen Kern, der alles hat, der Heil ist.
00:00:29: Herzlich Willkommen zu einer neuen Folge von Ist das noch Yoga?
00:00:34: der Podcast, in dem ich impulse mit dir teile für dich als jogalehrende und als joga übende person.
00:00:42: heute geht es um das thema und die frage ob jogaterapie ist.
00:00:48: sind wir als jogalehrende automatisch auch therapeutisch tätig und erwarten die menschen da draußen von uns dass wir sie in irgendeiner Art und Weise therapieren.
00:01:02: Manchmal, wenn ich eine Klasse anleite, dann spüre ich schon in den ersten Minuten, dass irgendwie etwas Besonderes im Raum geschieht.
00:01:13: Etwas, das über die reine Körperpraxis hinausgeht.
00:01:18: Menschen bewegen sich, sie atmen, sie sinken vielleicht in die Stille und plötzlich entsteht etwas, das man nur schwer wirklich benennen kann.
00:01:31: Die Energie wird weicher, die Blicke wacher und die Atmosphäre im Raum scheint sich irgendwie zu verdichten, als würde das Prahne die Lebensenergie sich in diesem Raum auf eine besondere Art und Weise sammeln.
00:01:49: Manchmal löst sich auch eher was, dann lösen sich vielleicht Tränen oder es kommt ein kurzes Lächeln oder einfach so ein tiefster Seufzer aus dem Inneren heraus.
00:02:00: Und in solchen Momenten frage ich mich dann natürlich, ist das, was hier passiert, nicht auch etwas Therapeutisches, wo etwas heilen kann?
00:02:12: Oder ist es einfach nur in Anführungsstrichen die Yoga Praxis?
00:02:18: Yoga kann auch ohne jegliche therapeutische Absicht, und da bin ich fest von überzeugt, natürlich heilend wirken.
00:02:29: Und nicht, weil wir Diagnosenstellen oder Menschen behandeln im traditionellen Sinn, sondern weil die Yoga-Praxis Bedingungen schaffen kann, unter denen im besten Fall etwas ganz von selbst wieder ins Gleichgewicht findet.
00:02:48: Der Atem kann sich vertiefen, das Nervensystem sich beruhigen und vielleicht hört der Geist auch endlich auf, ständig immer nur nach neuen Lösungen zu suchen und kann stattdessen erst einmal hier in diesem Moment sein.
00:03:06: Und alle diese Dinge haben natürlich eine therapeutische Dimension, aber sie entstehen eigentlich nicht, weil wir etwas absichtlich tun, damit es therapeutisch wird, sondern eigentlich entsteht es ja vielleicht endlich aufhören, zu viel zu tun und zu machen und erreichen zu wollen.
00:03:31: Und vielleicht liegt genau darin zumindest eine Unterscheidung.
00:03:38: Die Therapie, egal was für eine Therapie es ist, arbeitet ja mit irgendeiner Form der Analyse.
00:03:45: Man überlegt sich, was hat die Person für ein Thema, für ein Problem und wie kann ich es dann heilen und welche Schritte gehe ich dafür und welche Methode wende ich vor allem dafür an.
00:03:58: In ganz vielen psychotherapeutischen und andersartigtherapeutischen Wegen gibt es ja immer eine klare Abgrenzung von Methoden.
00:04:09: Und Yoga kennt natürlich auch Methoden und Wege, arbeitet aber vielleicht noch viel, viel mehr mit der Erfahrung.
00:04:18: Und vielleicht könnte man so was sagen, wie die Therapie will etwas verstehen.
00:04:25: Und Yoga möchte eigentlich nur erinnern und der Person, die Chance geben, sich wieder selber erinnern zu können an das Heile, das Vollständige in sich drin.
00:04:38: Und in dieser Erinnerung kann dann Heilung ja beginnen, manchmal mit ganz leisen Schritten, die gar nicht so sofort merklich sind.
00:04:50: Sicher gibt es eine feine Grenze zwischen jemandem begleiten und jemandem behandeln.
00:04:56: Und als Yogalehrende betreten wir damit sicher ein sehr sensibles Feld, denn viele Menschen uns eingeschlossen, wir sind ja auch selber die Menschen, die auf die Matte gehen in andere Stunden, bringen natürlich wahnsinnig viele Themen mit, von denen alle Seiten dann manchmal ja auch überrascht sein können, wenn sie plötzlich an die Oberfläche kommen, wie Trauer und Wut, alte Verletzungen, Selbstzweifel, ein geringes Selbstwertgefühl und so weiter.
00:05:28: Und plötzlich stehen wir dann in der Mitte dieses Prozesses, ohne dass uns als Yoga-Lehrende vielleicht jemand gefragt hatte oder Bescheid gesagt hat, wie wir denn jetzt darauf vorbereitet sein könnten und wie wir damit umgehen.
00:05:45: Und Yoga kann uns an so tiefe Schichten führen, aber wir müssen glaube ich nicht glauben als Yoga-Lehrende, dass es unbedingt unsere Aufgabe ist, dann dort weiter zu machen.
00:05:59: Stattdessen sollten wir versuchen zu begleiten, also einen guten Rahmen zu schaffen und offen zu sein, nur eben nicht zu behandeln oder nicht zu therapieren.
00:06:08: Es sei denn, das ist die gezielte Situation und der gezielte Moment und der richtige Ort und wir haben die entsprechenden Qualifikationen dafür.
00:06:19: Und das zu erkennen, glaube ich, kann beide Seiten schützen.
00:06:22: Deswegen sind die Sachen, die ich hier teile, glaube ich, wertvoll für uns in der Rolle als Yoga-Lehrende und als Yoga-Lernende.
00:06:31: Denn es bewahrt Schülerinnen davor, dass wir Verantwortung übernehmen als Yoga-Lehrende, die uns in diesen Momenten einfach gar nicht zusteht und auch nicht nötig ist, die zu übernehmen und manchmal auch rechtlich gar nicht erlaubt ist, sie zu übernehmen.
00:06:49: Und es bewahrt uns davor, in eine Rolle zu geraten, die uns dann überfordern könnte.
00:06:54: Und es bewahrt auch die Schülerinnen davor, diese Erwartungshaltung überhaupt zu schüren und damit dann auch vielleicht zu viel Eigenverantwortung abzugeben an die Lehrende Person.
00:07:08: Kurz zusammengefasst ist die Präsenz, dass da sein, das, was wir als Yoga-Lehrende bieten können und nicht irgendeine bestimmte Diagnose.
00:07:18: Auch wenn man dann vielleicht manchmal schnell geneigt ist, man sieht irgendwas im Internet, sieht irgendwas bei Social Media und denkt, die Person hat jetzt vielleicht gerade die und dieses Problem und das behandle ich jetzt mal, weil ich jetzt dann doch irgendwie weiß, wie es gehen sollte.
00:07:31: Ich glaube, dass das nicht sein muss und oft auch nicht sein sollte und wir lieber versuchen sollten, wie es so oft heißt, den Raum zu halten, zuzuhören und zu beobachten anstatt zu bewerten, Sicherheit damit zu schaffen, ohne Dinge kontrollieren zu müssen.
00:07:51: Und vielleicht ist genau das manchmal die heilsamste Form eigentlich von Unterstützung, die ein Mensch, der zu uns kommt, erfahren kann.
00:08:00: Yoga ist Trotzdem heilsam, wie ich es eingangs schon gesagt habe, weil wir Momente haben, in denen wir verstehen, wir müssen jetzt hier gerade nichts... leisten.
00:08:11: wir können einfach mal unseren atem spüren unseren körper spüren und können dinge auch da sein lassen wie wut und ärger oder schmerz und all die anderen dinge ohne dass es irgendwie eingeordnet werden muss irgendwie das jetzt was richtig gemacht werden muss oder dass wir wieder was falsch gemacht haben.
00:08:30: und das ist auch ein großer appell an dich als yogalehrende person da draußen von mir zu erlauben auch mal dinge einfach nur beobachten zu lassen.
00:08:40: Die erwachsenen Menschen, die zu dir in die Klasse kommen, die kommen ja auch ganz gut alleine zurecht.
00:08:47: Und ich denke, wir sollten keine Bedingungen schaffen, wo die Menschen dann plötzlich alles abgeben, alle Verantwortung abgeben und dann einfach nur noch so auf der Matte sind und darauf warten, bis wir ihnen sagen, was jetzt richtig ist und was falsch, sondern im Gegenteil einen empowerment situation zu schaffen wo die personen auch selber dinge einfach mal beobachten dürfen und nicht gleich wieder den nächsten.
00:09:14: Plan machen müssen.
00:09:16: also wenn dann jemand nach der stunde zu mir kommt und sagt eigentlich weiß ich überhaupt nicht was hier heute passiert ist aber ich fühle mich irgendwie leichter.
00:09:24: Dann sind das ganz wunderbare momente für mich.
00:09:28: ich erwarte nicht dass jemand gleich.
00:09:31: spontanen Heilung erfährt, nachdem er in meiner Klasse gewesen ist.
00:09:36: Und diese kleinen Schritte sind wahnsinnig therapeutisch, auch wenn sie offiziell natürlich keine Therapie darstellen.
00:09:46: Denn ich glaube, dass Heilung da eigentlich anfangen kann und entstehen kann, wo wir uns erlauben zu fühlen, ohne immer gleich alles verändern zu wollen.
00:09:56: Und die Yoga Praxis kann genau diesen Raum öffnen, indem nichts erzwungen wird, nichts überanalysiert wird, aber Dinge einfach erlaubt werden.
00:10:09: Und in diesen Räumen braucht es natürlich klare Grenzen, Abgrenzung für uns als Schülerinnen und als Lehrende, was können wir leisten, was wollen wir leisten und was ist vor allem überhaupt sinnvoll, was ist vielleicht auch übergriffig, was wird von uns erwartet und was möchten wir anbieten und damit auch ganz klar umzugehen und die Dinge auch klar zu kommunizieren, sei es in regulären Klassen oder dann vielleicht auch in Workshops oder Retreats, wo diese Dinge womöglich noch stärker zu tragen kommen, wenn es über mehrere Tage ist und eine Gruppe und man den ganzen Tag irgendwie zusammen ist vielleicht, das wird dann auch als Lehrende nicht in die Versuchung geraten oder der Versuchung erliegen, mehr tun zu wollen als wirklich angemessen ist, dass wir nicht einfach nur helfen wollen, damit unser kleines selbst, unser Ego, genährt wird, damit es endlich gebraucht wird, sondern wir auch da uns eher im Vertrauen üben können.
00:11:12: Vertrauen, dass Dinge ihre Zeit brauchen und dass Dinge in der Zeit passieren, in der sie eben passieren werden.
00:11:24: Und Ich spüre ganz klar in den letzten zwanzig Jahren, in denen ich schon unterrichte, dass nicht das, was ich sage, das heilsame ist, sondern, und auch nicht wie ich es sage vielleicht, sondern eigentlich die Qualität, mit der ich in einem Raum bin, während ich etwas sage.
00:11:46: Und das finde ich ein ganz, ganz spannendes Thema auch.
00:11:50: weil ich ja häufig die Frage bekomme, ja, wie sequenzier ich anatomisch gesund zum Beispiel und ich mich dann häufig frage, ist das überhaupt wirklich so entscheidend und da werde ich sicher nochmal eine andere Folge zu machen, ist es nicht viel viel entscheidender für den Effekt und die Wirkung, was in mir vorgeht, wenn ich etwas unterrichte?
00:12:14: und aus meiner Erfahrung ist es eher so und da ist auch manchmal die Stille die schlaure Entscheidung als zu viel Erklärung und manchmal auch die stille Auffragen.
00:12:26: Nicht immer Antworten geben zu müssen, nicht immer Antworten parat zu haben oder dann einfach mal zu sagen, ich weiß es nicht, kann oft viel, viel heilsamer sein, auch für die andere Person, weil sie dann merkt, oh, man darf sich erlauben, auch mal etwas nicht zu wissen.
00:12:42: Das kann ein ganz großes Aha-Erlebnis sein.
00:12:47: Noch mal zurück zur Yoga-Idee.
00:12:49: Es ist natürlich so, dass viele Yoga-Wege verschiedenste Arten und Weisen immer wieder beschreiben, dass in uns schon alles da ist, dass es die Vorstellung von etwas Kosmischem, etwas Heilem gibt, etwas, was also ganz ist, etwas, dem es an nichts fehlt.
00:13:06: Und natürlich sind die Yoga-Praktiken dazu designt und in der Lage, uns genau daran wieder zu erinnern.
00:13:17: eine Erinnerung zu haben, dass es uns an nichts fehlt, dass es in uns, in allen anderen einen, einen Essenz gibt, einen kosmischen Kern, der alles hat, der heil ist.
00:13:31: Und genau diese Erinnerung kann unglaublich heilsam sein.
00:13:37: Und wir können sie eigentlich gar nicht machen.
00:13:40: Wir können sie nicht erzeugen.
00:13:42: Wir können die Yoga Praxis, denke ich, nur dafür nutzen.
00:13:46: dass wir diesem Heilen in uns einfach nicht mehr im Weg stehen.
00:13:52: Ich hoffe, dass diese Episode dir ein paar Anregungen geben konnte für dich als Person, die unterrichtet, für dich als Person, die übt und wahrscheinlich beides macht.
00:14:06: Freue mich wie immer auf Dein Feedback, Deine Rückmeldungen.
00:14:09: Am besten kannst Du mich bei Instagram unter www.downdock.relin erreichen, auch wenn Du mir Fragen stellen willst.
00:14:16: Dann schreib' mir sehr gerne dort.
00:14:18: Vielen Dank fürs Zuhören.
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