Die Kraft der Stille im Yogaunterricht

Shownotes

In dieser Folge spreche ich über etwas, das mir in Teacher Trainings und Yogastunden immer wieder begegnet: die Schwierigkeit, Stille auszuhalten.

Ich beobachte oft, wie schnell wir als Lehrende den Impuls haben, etwas sagen zu müssen – aus Angst, es könnte sonst leer, langweilig oder unprofessionell wirken. Dabei liegt gerade in der Stille ein enormes Potenzial: Verbindung, Vertrauen und Tiefe.

Ich teile, • warum Stille mehr ist als Abwesenheit von Klang, • wie Schweigen zu einer Form von Führung werden kann, • weshalb es Mut braucht, nicht ständig etwas erklären zu müssen, • und wie in der Stille echte Präsenz und Vertrauen entstehen.

Für mich ist Stille kein Werkzeug, das man gezielt einsetzt – sie ist ein Zustand, in dem wir aufhören zu „machen“. In ihr liegt alles, was wir zu sagen hätten – und manchmal ist der wichtigste Satz einer Yogastunde der, den wir nicht aussprechen.

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Transkript anzeigen

00:00:00: Wir beginnen und lernen vielleicht mit aktiven Pausen zu sprechen, mit dem Atem zu sprechen, eher mit Blicken als nur mit Worten zu arbeiten.

00:00:12: Und so können wir ganz andere Lebenden einer Tiefe in den Raum mit hineinbringen.

00:00:28: Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Ist es noch Yoga vom Suchen und finden der Erleuchtung.

00:00:36: In dieser Folge möchte ich ein Thema ansprechen, das mir häufig in den Yoga-Teacher-Ausbildungen begegnet, wenn ich Personen dann Feedback gebe, zudem wie sie unterrichten und auch etwas, was ich häufig in Yoga-Stunden beobachte, wenn ich bei ihnen mitmache, nämlich, dass es scheinbar sehr herausfordernd ist, für viele Yoga-Leerende stille auszuhalten und für ein paar Momente einfach mal nichts.

00:01:05: zu sagen.

00:01:07: Und es gibt ja Momente im Unterricht, da geschieht es ganz von selbst.

00:01:13: Du leitest gerade eine Aussene an, die Schülerinnen bleiben ganz ruhig, der Atem würde gleichmäßig und plötzlich ist da eigentlich nichts.

00:01:23: Vielleicht noch Musik, die du ausgesucht hast zu spielen oder auch nicht, aber es gibt keine weiteren Bewegung, kein Geräusch, keine Stimme, eigentlich nur Stille.

00:01:36: Stille im Sinne, dass alle einander zuhören können.

00:01:42: Und während die anderen in dieser Stille vielleicht etwas Friedvolles finden können, passiert bei uns Lehrerinnen manchmal genau das Gegenteil, so ein inneres, unwohles Gefühl, was schon ein Drang unbedingt jetzt etwas sagen zu müssen.

00:02:00: Ein Gedanke, der flüstert, jetzt solltest du vielleicht etwas anleiten.

00:02:06: Oder vielleicht wird es sonst langweilig.

00:02:09: Vielleicht denken die jetzt, du weißt ja gar nichts, was du tust.

00:02:13: Diese Momente sind spannend, weil sie uns zeigen, wie schwer es ist, stille, manchmal einfach sein zu lassen.

00:02:23: Selbst in einer Praxis, die uns ja genau das lehrt.

00:02:27: Und mit Stille, und ich sage es nochmal, meine ich nicht unbedingt Abwesenheit von Klang.

00:02:32: Mit Stille meine ich vor allem, die Fähigkeit zuzuhören.

00:02:36: Das ist ja die Grundlage zum Zuhören.

00:02:40: Und wir sind es bestimmt gewohnt, Räume mit Klang und Warten und Bewegungen zu füllen, aber Stille ist nochmal was anderes, ja?

00:02:49: Weil sie hat sowas Ruhe, dass ihr kann alles entstehen.

00:02:54: In ihr liegt ein großes Potenzial.

00:02:58: Und manchmal kann sich so eine Stille auch etwas bedrohlich anfühlen, als könnte sie vielleicht die Verbindung zwischen uns und der Gruppe an Menschen, die bei uns im Raum sind, trennen.

00:03:12: Ich glaube aber, dass genau das Gegenteil entstehen kann, nämlich eher eine noch stärkere Verbindung, nicht über noch mehr Worte, die wir sprechen, sondern über die Präsenz aller.

00:03:26: Und genau darin liegt vielleicht die Herausforderung, dass wir wieder lernen, dieser Stille und uns selbst zu vertrauen und auch uns selbst in diese Stille auszuhalten.

00:03:39: Woher kommt jetzt der Drang, immer weiter zu reden?

00:03:44: Ich glaube, dass viele Lehrende nicht immer nur reden, weil sie etwas zu sagen haben, sondern häufig auch weil sie Angst vor dem Gefühl haben, nichts zu sagen.

00:03:58: Ja, so vor allem in Momenten jetzt nicht, wo du gerade ne Assene anleitest oder wo du den Atem ansachst, sondern wo eigentlich diese Sachen alle gesagt sind.

00:04:07: Und herrscht, glaube ich, häufig ein großer Druck, dass wir die Klasse halten müssen, den Raum halten müssen, wir müssen führen, wir müssen zeigen, dass wir wissen, was wir tun, Und da denken wir dann, dass wir das vor allem mit vielen, vielen Worten machen müssen oder dass das das einzige Werkzeug ist.

00:04:28: Aber was wäre denn, wenn dieses Halten nicht bedeutet, dass wir sprechen müssen, sondern das Gegenteil nämlich nicht zu sprechen?

00:04:37: Wenn die eigentliche gute Führung darin liegt, mit Führung meine ich, eine Qualität in der andere sich dann fallen lassen können, selbst still zu werden.

00:04:48: Das kann... unbequem sein, weiß ich selber, denn Schweigen kann auch Unsicherheiten sichtbar machen.

00:04:56: Merken wir ja dann in uns drin und dann sehen das vielleicht auch andere oder wir denken, dass das andere sehen und so weiter und das ist vermutlich etwas, das wir lieber vermeiden wollen.

00:05:05: und wenn wir reden, fühlen wir uns nützlich, wir fühlen uns aktiv, wir fühlen uns kompetent und so weiter und wenn wir still sind, dann begegnen wir all dem was in uns möglicherweise auch auftaucht, wenn wir uns dann da nicht ablenken können.

00:05:23: Zweifel, die Angst nicht genug zu sein, Selbstbewertung und dieser Drang, dann jede stille Lücke füllen zu müssen mit Anweisungen, mit Metaphern, mit Erklärungen.

00:05:36: Und ich weiß aber heute aus meiner Erfahrung, dass stille ein großes Zeichen von Vertrauen ist, Vertrauen in mich selbst.

00:05:46: Vertrauen in die Situation und Vertrauen im übrigen auch in die Schülerinnen, dass ich ihnen zutraue, meine Stille, die oft viel viel kürzer ist als wir denken, sind oft so ein paar Sekunden und das kommt uns dann schon die Minuten vor, ihn zu vertrauen, dass sie auch diese Stille halten und aushalten können.

00:06:11: Welche Qualität hat Stille eigentlich?

00:06:14: Nicht jede Stille ist ja Gleich.

00:06:17: Es gibt natürlich auch die Stille, die eher durch eine Abwesenheit entsteht, weil wir gerade mit Gedanken vollkommen, woanders sind.

00:06:23: Und dann ist das eher so ein Moment, der sich kalt und leer und tatsächlich unverbunden anfühlt.

00:06:31: Und dann gibt es eben die Stille des Daseins, der Präsenz, die ein warmes, weites Gefühl hat und durch Drungen ist von Bewusstsein und Bewusstheit.

00:06:45: Und wenn wir uns selbst unruhig fühlen, aus irgendwelchen Gründen, dann kann diese Schnelle auch schnell in Unsicherheit überkippen.

00:06:53: Aber wenn wir in uns ruhen, dann kann Stille die gesamte Klasse tragen.

00:06:59: Und dann kann auch jedes Wort, das du sagst, jedes Mantra, was du chantest und auch jede Musik, die du spielst, eher aus dieser ruhigen, gesetzten, heilsamen Stimme Dille entstehen und nicht aus dem Drang unbedingt etwas und immer noch mehr sagen zu müssen.

00:07:24: Und gleichzeitig gibt es dann eben die Momente, wo wir tatsächlich nicht sprechen, wo wir dann also schweigen.

00:07:33: Und dieses schweigen kann dann wiederum auch zu einer Art Sprache werden.

00:07:39: Patanjali benutzt in seinem Yoga Sutra, in seiner Definition von Yoga ja das Wort nirudha, nirudha, dass zur Ruhe kommen oder das beschränken.

00:07:51: Also auch da Hinweise, dass es doch lohnenswert ist, in der Yoga Praxis Momente zu schaffen, wo etwas zur Ruhe finden darf.

00:08:03: Und wenn Gedanken still werden, Dann kann sich ja das wahre Selbst zeigen.

00:08:08: Also das, was zwischen den Gedanken steckt oder hinter den Gedanken steckt.

00:08:14: Sozusagen das Substrat, die Essenz, was dem alles, auch die Gedanken entsteht.

00:08:23: Und wenn wir solche Momente der Stille zulassen, dann kann sich dein Yogaunterricht wahnsinnig verändern.

00:08:31: Wir beginnen und lernen vielleicht mit ab... aktiven Pausen zu sprechen, mit dem Atem zu sprechen, eher mit Blicken als nur mit Worten zu arbeiten.

00:08:44: Und so können wir ganz andere Ebenen einer Tiefe in den Raum mit hineinbringen.

00:08:52: Und ich glaube, dass Menschen sich dann auch gehalten fühlen.

00:08:55: Wenn du dir selber vertraust, still sein zu dürfen, dann kann dieses Vertrauen auch wieder in anderen entstehen und Alle dürfen gemeinsam einfach nur sein.

00:09:10: Ich glaube also abschließend gesagt, dass die eigentliche Arbeit im Yogaunterrichten darin besteht, dass wir lernen, nicht immer eingreifen zu müssen.

00:09:22: Das gilt im Übrigen auch für den Körper und auch für Hands on Assist, genauso wie für Worte oder Dinge, die wir vormachen und so weiter, wir den Schülerinnen zutrauen.

00:09:33: dass sie selbst fühlen, selbst spüren und dadurch selbst lernen können.

00:09:41: Manchmal ist also der wichtigste Satz in so einer Klasse gar kein gesprochener, sondern manchmal auch der, den wir nicht sagen.

00:09:52: Denn zwischen zwei Worten liegt immer dieser kurze Moment die Möglichkeit, dass sich jemand selbst hören kann.

00:10:02: So wird stille nicht.

00:10:03: zu einer Lehre, sondern im Gegenteil, Stille ist eigentlich die Fülle.

00:10:10: Und wir brauchen uns nur wieder zu trauen, sie zu betreten.

00:10:15: Meine Einladung an dich ist also, die Stille nicht nur als ein Werkzeug zu sehen, sondern ein Zustand, eine Erfahrung und versuchen diese Qualität mit in deinen Yogaunterricht.

00:10:30: zu bringen.

00:10:31: Es ist nichts, was wir eigentlich irgendwie aktiv einbauen müssten, vielleicht anfangs schon, denn es ist ja einfach nur da.

00:10:37: Es ist dann eher am Ende etwas, dem wir uns erlauben können, es entstehen zu lassen und da sein zu lassen.

00:10:47: Ich hoffe, dass diese Folge dir ein paar Impulse mit auf den Weg gibt für deinen Unterricht und freue mich immer sehr über deinen Feedback.

00:10:57: Am einfachsten über Instagram, dort findest du mich unter download Berlin, auch wenn du Wünsche hast mal für Themen, die ich besprechen soll, dann schick mir dort sehr, sehr gerne eine Nachricht.

00:11:09: Vielen Dank, bis zuher.

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